Rumänien-Ausverkauf

Warum kauft ein saudi-arabischer Agrarkonzern riesige Flächen Ackerland in Rumänien? Weshalb sind viele weitere milliardenschwere Unternehmen aus der ganzen Welt an diesen Böden interessiert? Und wieso setzt die europäische Landwirtschaft auf Großbetriebe und Monokulturen?

In „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens“ (DuMont) berichtet Oliver Bottini von fatalen Entwicklungen. Sein komplexes Werk weist Züge eines Wirtschaftskrimis auf, doch mehr noch als die ökonomischen Aspekte interessieren Bottini die Menschen. Ioan Cozma zum Beispiel. Ein rumänischer Kommissar, die Hauptfigur. Die Erinnerungen an seine Taten im totalitären System Ceaucescus quälen Cozma. Doch er verdrängt sie, so wie das ganze Land seine Vergangenheit verdrängt. Modern soll das neue Rumänien sein, dynamisch und sauber. Insofern passt es Cozma gar nicht, dass ihm die Ermittlungsleitung in einem Mordfall übertragen wird: eine junge Deutsche wurde erstochen aufgefunden. Ihrem Vater gehört ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, und der Verdacht fällt auf einen der Feldarbeiter, der nach Mecklenburg flüchtet. Was zunächst nach einer Tat aus Leidenschaft aussieht, entwickelt sich zu einem komplizierten Geflecht aus Geschäftsinteressen. Auf einmal ist Ioan Cozma mittendrin in einem Konkurrenzkampf internationaler Konzerne. Sie kaufen die vergleichsweise günstigen rumänischen Agrarflächen mit kriminellen Praktiken, bestechen Politiker, spekulieren mit ihrem Besitz.

Oliver Bottini zeigt, wie schwer es einer Gesellschaft und ihren Mitgliedern fällt, sich von den Schatten ihrer Vergangenheit zu lösen. Er zeigt auch, wie leicht es für skrupellose Unternehmen ist, von diesem Prozess zu profitieren. Der Berliner hat einen hochwertigen, extrem spannenden Roman geschrieben, umfassend recherchiert und mit eleganter Prosa verfeinert.

 

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