Staatskrise in Deutschland und Frankreich. Der Notstand wird ausgerufen. In Christian v. Ditfurths neuem Thriller „Ultimatum“ (C. Bertelsmann) erpresst eine unbekannte Organisation die Politik. „Erlassen Sie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland alle Schulden“ fordern die Kidnapper. Ihre Druckmittel: Sie entführen den Mann der deutschen Kanzlerin und die Frau des französischen Präsidenten. Außerdem bringen sie ein Atomkraftwerk unter ihre Kontrolle und verlangen die Freilassung eines mächtigen inhaftierten Verbrechers. Die Berliner und Pariser Machtapparate sind in Schockstarre – niemand weiß, wer hinter den terroristischen Aktionen steht. Russland, China, Islamisten? Alle Spuren verlieren sich im Nichts.
Christian v. Ditfurth hat ein erschreckendes Szenario entworfen. Doch es ist nicht unrealistisch, vor allem, weil Ditfurth seinen packenden Plot mit zahlreichen Anspielungen auf reale Politiker spickt. Merkel, Seehofer, Altmeier und Maas, sie alle sind klar zu erkennen. Das gilt auch für Macron, Putin und Steve Bannon – Christian v. Ditfurth zeigt die Staatschefs, ihre Minister und Behörden, ihre Strippenzieher und Speichellecker. In all ihrer zur Schau gestellten Kompetenz und Macht, inmitten ihrer Hilflosigkeit, ihres armseligen Populismus.
Nur Eugen de Bodt, der Berliner Hauptkommissar, behält einen kühlen Kopf. Auch in seinem fünften Fall bleibt der intellektuelle Hardliner pragmatisch und denkt außerhalb der üblichen Muster. Doch die Kanzlerin vertraut auf de Bodts Fähigkeiten, und sie verschafft ihm den Freiraum, ohne Einschränkungen zu ermitteln.
Action mit Anspruch, so lautet Ditfurths Motto. Mit Stakkatosätzen jagt er seine Protagonisten blitzschnell durch Berlin und Paris, inszeniert Verfolgungsjagden, Schießereien, Explosionen und eine Massenpanik. Er macht Tempo, Tempo, Tempo. Das alles ist kein Selbstzweck. Sondern die effektivste und unterhaltsamste Art, einen klugen zeitgenössischen Polit-Thriller zu schreiben.