Zwei Teddybären. Ein Grundschul-Flohmarkt in der Nähe von Wiesbaden. Eine Mutter mit Tochter und Sohn. Und ein unbekannter Mann. Plötzlich sind der Junge und der Mann verschwunden, mitsamt einem Teddybär. Obwohl die Mutter ihren Sohn Jannis nur für wenige Momente aus den Augen gelassen.
So beginnt Jan Costin Wagners neuer Kriminalroman „Sommer bei Nacht“ (Galiani). Knapp und präzise, in feinsten Miniatursätzen, startet Wagner den ersten Fall für seine Kommissare Ben Neven und Christian Sander. Die Polizisten stoßen auf Verbindungen zu einem älteren Fall eines weiteren vermissten Jungen. Auch damals wurde ein Teddybär am Tatort gesehen. Lockt der Täter also Kinder gezielt mit Stofftieren an? Es scheint so. Nach Jannis wird nun öffentlich gefahndet. Prompt melden sich die Eltern eines Jungen, der einmal von einem Mann mit Stofftier angesprochen wurde.
„Der Fall ist zum Ereignis geworden, zu einer Kette merkwürdiger, verstörender, trauriger Ereignisse.“
Jan Costin Wagner hat seinen literarischen Krimi raffiniert konstruiert. Er protokolliert die Ermittlungen aus schnell wechselnde Perspektiven. In Wiesbaden, Innsbruck und Rosenheim. Trotz der sogartigen Zuspitzung der Handlung gibt Wagner seinen Figuren Raum für Träume, Gedanken, für eine andere Dimension, ein Vielleicht. Sie halten inne und lassen die Geschehnisse auf sich wirken. Diese schwebende, bisweilen unwirkliche Ebene, unterscheidet Wagner von anderen Genreautoren. Bei ihm spielen Empathie und Zurückhaltung eine ebenso große Rolle wie Spannung. Eine Wohltat inmitten effektheischender lauter Thrillerware.
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