Warum Krimistars nach Österreich pilgern

Vor kurzem moderierte ich eine Woche lang in Österreich – die Alpenrepublik veranstaltet immer mehr Krimifestivals, und immer mehr internationale Bestsellerautoren folgen dem Ruf. In fünf Tagen saß ich mehr als 20 Stunden im Zug durch das eigentlich doch eher kleine Land. Aber das Reisen lohnte sich, auch wegen der teils spektakulären Landschaft.

Antreiber ist das Krimifest Tirol, das vor zwei Jahren auf Initiative von Autor Bernhard Aichner und Verleger Markus Hatzer in Innsbruck startete. Das Programm wurde inzwischen kräftig ausgeweitet. Ich moderierte dort Lesungen mit Charlotte Link (Foto oben), Arne Dahl (unten rechts) und Katrine Engberg.

Und so ganz nebenbei traf ich die österreichischen Krimistars Ursula Poznanski, Alex Beer, Thomas Raab und, natürlich, Bernhard Aichner.

In Wien hatte ich die Ehre, Simon Beckett (unten links) auf der Bühne zu unterstützen – Thalia war hier der Veranstalter, und 400 Zuschauer im Village Cinema feierten den britischen Autor. Ich komme gerne wieder!

 

Auf der Flucht, schon wieder

bernhard aichner, totenrausch, btb, literaturblog, günter keil Da ist sie also wieder. Zu dritten Mal. Brünhilde Blum, Bestatterin aus Innsbruck, international gesuchte Mörderin, liebevolle Mutter zweier Töchter. Im letzten Teil seiner Trilogie, „Totenrausch“ (btb) will Bernhard Aichner seiner Hauptfigur endlich Ruhe verschaffen. In Hamburg soll sie neu durchstarten, unter anderem Namen. Also heißt sie jetzt Marie Müller. Das Leben im Norden fängt ganz gut an, doch schon bald hat Blum/Müller wieder Probleme. Mit Zuhältern, Steuerberatern, Richtern – kurz, Aichner will natürlich alles andere als seiner ungewöhnlichen, im Leichenwagen herum düsenden Frauenfigur Ruhe zu gönnen. Er stürzt sie wieder in ein Abenteuer, ihr letztes. Und wieder verschlingt man Blums bzw. Müllers Erlebnisse, wieder lässt man sich von Aichners alle Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtendem Tempo mitreißen. Obwohl vieles vorhersehbar ist. Und das Prinzip schon aus den beiden vorherigen Bänden bekannt ist. Aber es funktioniert eben auch wieder, und hat einen unwiderstehlichen Reiz. Erstaunlich. 

Jetzt ist Schluss. Zumindest in Buchform. Der Disney-Sender Lifetime wird eine Serie aus Aichners Trilogie machen – hoffentlich eine Highspeed-Variante von „24“, diesmal mit einer Frau in der Hauptrolle. Aber ob die US-Amerikaner wissen, wo Innsbruck liegt? Oder Hamburg? Wahrscheinlich verlegen sie die Handlung einfach zu sich nach Hause.

Heute Abend um 19.00 Uhr…

aich… moderiere ich ein Live-Webinar mit Österreichs erfolgreichstem Thrillerautor Bernhard Aichner (Foto). Der 43-jährige Innsbrucker hat mit seinen Romanen „Totenfrau“ und „Totenhaus“ (btb) den internationalen Durchbruch geschafft – beide Bücher werden inzwischen auch in den USA, England, Neuseeland, Korea und einem weiteren Dutzend Ländern gelesen. In der heutigen Web-TV-Sendung haben Aichner und ich eine Stunde Zeit, um zu plaudern. Über die „Totenfrau“-Hauptfigur, eine Bestatterin, Aichners eigene Erfahrungen auf Friedhöfen, seinen Job als Fotograf, den Hang der Österreicher zum Morbiden etc. Hier der Link direkt zum Webinar: https://www.litlounge.tv/online-event/totenhaus Das komplette Gespräch ist ab morgen auch jederzeit abrufbar. Kostenlos!

Aichners Stroboskop-Sprache

aichnerAchtung, festhalten! Hier kommt der neue Thriller von Bernhard Aichner, „Totenhaus“ (btb), die Fortsetzung von „Totenfrau“. Wieder dreht sich der packende Plot um die Bestatterin Brünhilde Blum, und wieder legt der österreichische Autor ein so unerhörtes Tempo vor, dass einem die Luft wegbleibt. Blum sucht nach ihrer Schwester – sie landet in einem riesigen, verlassenen Hotel mit Shining-Atmosphäre. Und sie muss sich verstecken, muss flüchten. Denn nachdem bei einer Exhumierung auf einem Innsbrucker Friedhof in einem Sarg zwei Köpfe und vier Beine gefunden werden, ist klar: Blum war die Täterin.

Bernhard Aichners Stroboskop-Sprache verursacht einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Seine knappen, knackigen Dialoge wirken ähnlich. Ein Thriller, der wirklich thrill verbreitet – was man nun wirklich nicht von jedem Buch mit diesem Label behaupten kann.

Showdown von vorne bis hinten

aichnerWetten, dass Bernhard Aichner „Dexter“ und „Six Feet Under“ mag? Der österreichische Autor erwähnt an einer Stelle seines neuen Thrillers „Totenfrau“ (btb) die TV-Serie „Dexter“ sogar. Und seine Hauptfigur, eine Frau, die er nur Blum nennt, kennt sich mit Leichen genauso gut aus wie Dexter Morgan oder die Bestatter-Familie Fisher. Das bedeutet: dieser Roman ist direkt, schonungslos, manchmal auch brutal. Außerdem: sehr konsequent. Denn Aichner macht so viel Tempo wie Sebastian Vettel in der Formel 1. Und er will vor allem eines: seine Leser fesseln. Das gelingt ihm hervorragend, seine kurzen, aufs Wesentliche reduzierten Sätze lassen einen nicht los. Aber worum geht´s eigentlich? Um den Rachefeldzug von Frau Blum. Erst beseitigt sie ihre Adoptiveltern, dann vier Männer. Krass, oder? Nun ja. Sie hat ihre Gründe. Und kaum Skrupel. Kapitel 48 beginnt Aichner mit dem Wort „Showdown“. Aber eigentlich ist das ganze Buch ein Showdown, von der ersten Seite an. Aichners Spezialität: rasante Stichwort-Sätze und knackige Stroposkop-Dialoge. Wer Thriller meistens langweilig findet, muss Aichner lesen. Und zittern.