Elke Heidenreich stellt sich vor, sie wäre tot

„Ich bin keine nette Alte. Ich bin ich, wie immer.“ Ja, das ist er, der typische Elke Heidenreich-Ton, pointiert, schnippisch, ehrlich, nicht drumherum formuliert, sondern geradeaus, manchmal auch provokant. Die Literaturvermittlerin ist inzwischen 81 und deswegen genau die richtige, um übers „Altern“ (Hanser) und alt sein zu schreiben. Herausgekommen sind knappe, griffige 111 Seiten.

Zunächst mal blickt Heidenreich zurück, sie sieht ihr Leben als Langes Theaterstück, bei dem nur der letzte Akt fehlt, und sie zeigt im Buch zwei kurze Versionen ihrer Biografie, einmal positiv und einmal negativ. Damit will sie sagen: Wir haben es zum Teil selbst in der Hand, wie wir altern, in welcher Stimmung. Sie selbst sucht Trost und Freude in Musik und Literatur, bei den großen Denker*innen, bei Schopenhauer, Cicero, Kierkegard, bei Leonard Cohen, David Bowie, Astrid Lindgren, Simone de Beuavoir. Immer wieder streut Heidenreich Zitate in ihren Text und untermauert ihre eigene Perspektive.

Mir gefallen vor allem die Passagen, in denen sie selbstironisch schreibt, etwa dann, wenn sie sich vorstellt, wie eine Buchhändlerin bei ihrer Agentin anruft um sie für eine Lesung zu engagieren. Die sagt dann: „Ach, die Heidenreich liest nicht mehr, die ist doch tot.“ Ein lebenskluges, manchmal bitterböses und doch versöhnliches Buch übers Altern.

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

2 Gedanken zu “Elke Heidenreich stellt sich vor, sie wäre tot

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..