64 Revoluzzerinnen

„Ich heiße Schwester. Das ist der Name, den man mir vor drei Jahren gab. So haben mich die anderen gerufen. So will ich genannt werden. Ich war die letzte Frau, die sich auf die Suche nach Carhullan gemacht hat.“

So beginnt Sarah Halls Dystopie „Die Töchter des Nordens“ (Penguin, übersetzt von Sophia Lindsey), die im englischen Hochland spielt. Zur Ausgangslage: Die Menschen leben in tristen Gemeinschaftsunterkünften, regiert von einer diktatorischen Obrigkeit. Stromversorgung, Gesundheitssystem und Wirtschaftsleben wurden von Katastrophen und Kriegen zerstört.

Eine junge Frau – „Schwester“ – riskiert die Flucht aus der düsteren, dreckigen Großstadt. Sie marschiert tagelang durch die Wildnis, in die Berge, auf der Suche nach einer legendären und mysteriösen Gruppe von Frauen, die ihre eigene Farm „Carhullan“ betreiben. Tatsächlich wird Schwester in den Kreis der Kämpferinnen und Bäuerinnen aufgenommen. Sie fügt sich dem harten Landleben, dem ruppigen Umgangston und sie wird zum Teil der eingeschworenen weiblichen Gemeinschaft. Sarah Hall schildert Schwesters Weg ohne Verklärung und mit dezentem literarischem Druck. Sie zeigt, wie die Frauen unter extremen Bedingungen eine Gegenwelt aufbauen und sich schließlich zu einem Angriff auf die Obrigkeit entschließen.

Dieser markante Roman mit scharfen Konturen und hochwertiger Prosa erinnert an Margaret Atwoods dunkle Zukunftsvisionen. Ein dystopisches modernes Märchen über 64 Revoluzzerinnen und Außenseiterinnen, die beim Versuch ein besseres Leben zu führen auf zahlreiche Hindernisse stoßen.

Ich habe das Buch am 24. April im Sciene Fiction Special meiner Literatursendung  auf egoFM vorgestellt. Zur Show hier. 

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..