Ach, wären doch nur alle Ärzte so wie Rainer Jund. In seinem literarischen Debüt verbreitet der HNO-Mediziner weder Weißkittel-Heldengeschichten noch Notaufnahme-Abenteuer. Stattdessen erzählt er von Leid, Mitgefühl, Verletzbarkeit und Angst. Von der Zerbrechlichkeit des Lebens und der Nähe des Todes.
Vom Wunsch, zu helfen. Von der Ohnmacht, es nicht immer zu können.
„Tage in Weiß“ (Piper) ist ein schmales Buch mit reduzierten, realistischen Kurzgeschichten aus dem Alltag eines Arztes, poetisch verdichtet. Junds Alter Ego berichtet von seiner ersten Leichenobduktion, aggressiven Tumoren, tödlichen Gehirnblutungen, hochgradigen Verbrennungen. Er tut dies ohne Pathos, nachdenklich, ehrlich, menschlich. So wie Ferdinand von Schirach über die Justiz und Gerechtigkeit schreibt, spricht Rainer Jund über Krankheiten und Kliniken.
Existentielle Erfahrungen machen in seinem Werk alle: Patienten, Ärzte und Angehörige. Jund versucht, sich den einschneidenden Erlebnissen feinsinnig und empathisch zu nähern – im Gegensatz zu manchen Kollegen, denen Ego, Macht und Karriere wichtiger sind. Auch über diese Ärzte schreibt er. Und über eine Liebe, die sich im Krankenhaus entwickelt. Ein Buch, das zu Tränen rührt.
„All den Ärzten gewidmet, die in großen Anstrengungen und mit Leidenschaft bis zur Selbstvergessenheit für den Menschen arbeiten. All den Geduldigen, die kämpfen und hoffen. Wir sind alle Patienten.“