Empathisch & melancholisch

„Im Gastraum wehte der Dunst aus der Küche wie ein warmer Schleier und bildete mit dem Zigarettenqualm, dem Geruch von Zwiebeln, Bier und Bohnenkaffee und dem in Wellen aufbrandenden Lärm der Gespräche eine Atmosphäre von dampfiger Heimeligkeit.“

Robert Seethalers „Das Café ohne Namen“ (Claassen) ist zweifellos eine Art Gastro-Roman. Eine Geschichte über den harten Weg zu einem gut laufenden Café, und darüber hinaus eine fiktive Sozial- und Zeitstudie. Aber nun von vorne:

Wien im Jahr 1966. In einem der ärmsten und schmutzigsten Viertel arbeitet Robert Simon als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Sein Traum ist es, ein Café oder eine Wirtschaft zu eröffnen, und als ein altes heruntergekommenes Lokal am Markt zur Pacht freisteht, wagt er es. Robert schuftet Tag und Nacht, um sein Café zum neuen Treffpunkt der einfachen Leute zu machen.

Und tatsächlich, sie kommen: Hausfrauen, Trinker, Händler, Fabrikarbeiter, Gauner, Anwohnerinnen und Bauern. Sie trinken Bier und Bohnenkaffee, essen eine Kleinigkeit und bringen ihre Geschichten mit – von Sehnsucht, Verlust, Glück und Liebe. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, mitten unter den Gästen im Lokal zu sitzen, alles zu riechen und zu hören.

Robert Seethaler beobachtet seine Hauptfigur über einen Zeitraum von zehn Jahren. Stets mit einem empathischen, melancholischen Blick. Seine Sätze umgibt eine karge Schönheit, und aus seiner entschleunigten Prosa entsteht ganz nebenbei ein Porträt der Zeit, der Menschen. Ein ruhiger Roman darüber, wie magisch es sein kann, einen Traum zu verwirklichen, aber auch darüber, wie viel harte Arbeit dahinter steckt.

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört alle Folgen der Show hier im Stream (ohne Musik).

Irland im 18. Jahrhundert

Dorieann Ni Ghriofa: Ein Geist in der Kehle (btb, übersetzt von Cornelius Reiber und Jens Friebe)

„Als wir uns zum ersten Mal begegneten, war ich ein Kind und sie schon seit Jahrhunderten tot.“ Irland, im 18. Jahrhundert: Nach dem Mord an ihrem Mann trinkt eine Adelige eine Handvoll seines Blutes und verfasst ein außergewöhnliches Gedicht, das zum nationalen Mythos wird. Ein Trauergesang und Klagelied, das jede Irin kennt. Soweit die Vergangenheit. Dieses Buch spielt allerdings meist in der Gegenwart, in der Dorieann Ni Ghriofa als Ich-Erzählerin einige starke Verbindungen zwischen der Blut trinkenden Adeligen, ihrem Gedicht und sich selbst herstellt.

„Dies ist ein weiblicher Text“ schreibt Dorieann, und erzählt von ihrem Alltag als dreifache Mutter, von den Routinen und To-Do-Listen, von Geschirr, Kinderliedern, Milch, Wäsche, Einkaufstüten, Geburtstagsfeiern und Rechnungen. Wie verliefen wohl die Schwangerschaften der dichtenden Adeligen, wie deren Hochzeit, und wie war das als ihr Mann ermordet wurde? Dorieann forscht im Leben der anderen, recherchiert, liest alte Briefe und Dokumente, wird geradezu besessen vom Wunsch, der Adeligen nachzuspüren. Eine tiefe Verbundenheit entsteht.

Von der ersten Zeile an umgibt dieses Buch eine melancholische Stimmung und es stellt sich sogleich ein Gefühl von Poesie ein. Dorieann Ni Ghriofa erzählt allerdings auch bodenständig, mit klaren einfachen Sätzen, realistisch, persönlich. Dann folgen wieder Sprünge ins Damals, Auszüge aus alten Gedichten – abwechslungsreicher kann man ein Buch kaum konzipieren. Zwei Schriftstellerinnen, Jahrhunderte voneinander getrennt, hier jedoch auf ungewöhnliche Weise vereint.

Ich habe den Roman im Podcast LONG STORY SHORT vorgestellt – ihr hört alle Folgen hier.

30 Tage Untertauchen

Ist es möglich, sich einen Monat lang zu verstecken? Völlig vom Radar zu verschwinden und nicht aufspürbar zu sein? Die amerikanischen Geheimdienste und ein Social-Media-Mogul starten in Anthony McCartens Roman „Going Zero“ (Diogenes) das ultimatives Überwachungsprojekt, einen sogenannten Betatest: Sie wählen zehn Bürger*innen aus, die 30 Tage untertauchen sollen. Wer es schafft, bekommt drei Millionen US Dollar. Steuerfrei. Das Ziel: Maximale Kontrolle und Sicherheit.

Und schon läuft der Countdown. In ihrer Kommandozentrale machen die cleversten Datenanalysten und Cyberdetektive Jagd auf die Teilnehmer. Dazu kommen Hacker, Geheimdienstler und Programmierer – sie werten alle Daten, Bilder und Spuren aus, und schnappen tatsächlich schon bald fast alle der „Going Zero“ Teilnehmer. Nur eine Frau bleibt wochenlang unauffindbar: Kaitlyn Day, eine Bibliothekarin aus Boston. Obwohl sie eher old-fashioned und analog lebt, entzieht sie sich immer wieder den Zugriff-Teams. Und der Countdown läuft unerbittlich weiter.

Anthony McCarten hat einen brillanten Roman über das Abwägen zwischen Privatsphäre und Sicherheit geschrieben. Sein rasanter, smarter Plot und seine scharfsinnige Sprache fangen viele brisante Themen ein: Den Größenwahn von Silicon Valley Milliardären, das unkontrollierbare Maß an Überwachung und die Kontrollvisionen von Geheimdiensten und Regierungen. Eine sensationelle Geschichte, thrillerartig umgesetzt, übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf.

Ich stelle den Roman am 13. Mai in meiner Literatursendung bei egoFM vor – ihr hört alle Folgen der Show hier im Stream (ohne Musik).

Von Schafen, Wölfen und Betrügern

„Du kannst es schaffen, reich zu werden. Erfolgreich. Ein starker Typ, ein echter Mann. Du musst nur das richtige Mindset haben, kämpfen, hart sein, kein Schaf sein, sondern ein Wolf.“ Mit diesen abgedroschenen Sprüchen ködert Maximilian Krach junge Männer. Als Selbsthilfe-Coach gibt er Seminare und präsentiert sich auf Social Media mit Privatjet, Bentley, Rolex und Luxusurlaub.

Alles nur Show und Lüge, zeigt Sebastian Hotz (alias Social Media Satiriker El Hotzo) in seinem bitterbösen Roman „Mindset“ (Kiepenheuer & Witsch). Denn hinter der Maske des Erfolgstypen und Millionärs Krach steckt ein durchschnittlicher, unsicherer Loser – ein erbärmlicher Mann. Und dennoch, oder gerade deswegen, predigt er seinen Followern pausenlos wie man etwas Besseres wird, wie man sich durchsetzt und Karriere macht. Denn das sei wahre, erstrebenswerte Männlichkeit. Immerhin durchschaut Yasmin, eine junge Rezeptionistin eines Businesshotels, sogleich die Methoden von Maximilian Krach.

„Besonders einfach zu betrügen sind die Verzweifelten“, schreibt Sebastian Hotz in seiner schonungslosen, unterhaltsamen Satire. Prompt fällt Mirko, ein junger frustrierter ITler, auf die Masche des Coaches herein und merkt erst zum Schluss des Romans, dass er aus Verzweiflung an das Märchen vom schnellen Reichtum geglaubt hat. Sebastian Hotz zeigt, was passiert, wenn Menschen den Spielregeln des Kapitalismus ausgeliefert sind und andere versuchen aus deren kaputt konsumierten Gehirnwindungen Profit zu schlagen. Eine messerscharfe Milieustudie, die in Gütersloh und Mülheim an der Ruhr spielt.

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

Ich liebe dich. Ich verlasse dich.

Ich liebe dich. Ich verlasse dich. Erstaunt stellt die Erzählerin von Julia Schochs Roman „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ (dtv) fest, dass für den Anfang und das Ende ihrer Beziehung genauso kurze Sätze stehen. Also, noch einmal: Ich liebe dich. Ich verlasse dich. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass Julia Schoch untersucht, was zwischen diesen beiden Sätzen liegt.

Im Fall dieser Beziehung liegen 31 Jahre zwischen Lieben und Verlassen. 31 gemeinsame Sommer und insgesamt 42 Reisen, listet die Erzählerin auf. Dazu kommen zwei Kinder, sieben mal Notaufnahme, 76 Infektionen, sechs verschiedene Autos und 173.500 Fotos, die Frau und Mann von sich und ihrer Familie gemacht haben. Diese Liste ist allerdings nicht typisch für den Roman, denn meistens reflektiert und analysiert Julia Schoch, wie die Liebe entsteht, wie sie wächst und wie sie verblasst. Es sind also die Zwischentöne, die stillen Entwicklungen, für die sich Schoch interessiert.

Das Paar kommt aus Ostdeutschland, wollte nie spießig und kleinbürgerlich werden, blieb unverheiratet und rutschte doch in Erschöpfung, Langeweile und Misstrauen. Ein vielschichtiger, kluger, hinterfragender Roman. Unterhaltung auf höchstem Niveau – der zweite Teil von Julia Schochs Trilogie „Biografie einer Frau“.

Ich stelle den Roman am 22. April in meiner Literatursendung bei egoFM vor – ihr hört alle Folgen der Show hier im Stream (ohne Musik).

Wenn der Opa aus dem Gefängnis kommt

Michael Köhlmeiers „Frankie“ (Hanser) ist die ungewöhnlichste und schönste Opa-Enkel-Geschichte, die ich je gelesen habe. Zum Plot: Der 14 jährige Frank lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in Wien, er kocht gerne und liebt Tierfilme. Dann platzt plötzlich sein Opa in die Zweisamkeit – ein Schwerverbrecher, der 18 Jahre im Knast saß und nun frei ist. Frank mag ihn eigentlich nicht, und doch ist er fasziniert von ihm, von seiner bedrohlichen Art, von dem Bösen, das ihn umgibt, und er beobachtet seinen Opa genau: Was trinkt er, wie riecht er, was raucht er, wie ist seine Stimmungslage?

Michael Köhlmeier hat ein herausragendes Gespür für Nuancen, für feine Stimmungsveränderungen und verdeckte Machtspiele. Er notiert die pointierten Dialoge zwischen Enkel und Opa aus der Perspektive von Frank. „Frankie“ nennt ihn der Opa gegen seinen Willen, und zwischen den beiden entwickelt sich eine Art Duell. Sie umkreisen sich, verletzen sich, streifen schließlich nachts durch Wien, und dieses Schauspiel David gegen Goliath wird mit Spannung, Situationskomik und Herzenswärme aufgeführt.

Ein feinsinniges, vielschichtiges Sinnieren übers Böse, kombiniert mit einer Coming of Age Geschichte, einer Road Novel und Western-Elementen mit Showdown auf einer Autobahnraststätte. Als Hörbuch im Hörverlag großartig gelesen vom Autor selbst, mit sanfter Kratzbürstigkeit.

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

Liebes Arschloch…

„In der überwiegenden Mehrheit sind die Menschen doch völlig kaputt. Alle.“

In Virgine Despentes´ neuem Roman „Liebes Arschloch“ geht’s zur Sache. Radikal, knallhart und provokativ schreiben sich eine berühmte Schauspielerin und ein erfolgreicher Schriftsteller Mails. Beide haben ihre besten Zeiten hinter sich und sind schon lange drogensüchtig. Heroin, Alkohol, Kokain, Crack – egal was der illegale Markt hergibt, sie ballern sich regelmäßig weg, wie sie es selbst nennen. „Mit Drogen fühle ich mich prächtig und bleibe wunderbar schlank“, schreibt Rebecca, der Filmstar. Oscar, der Autor, versucht dagegen neuerdings vom Stoff wegzukommen und besucht Selbsthilfemeetings.

Virgine Despentes zeigt Rebecca und Oscar als hasserfüllte Promis, die teils zynisch, teils selbstkritisch auf ihre Karriere und ihr Scheitern blicken. Ihre Mails lesen sich wie eine Abrechnung mit der Kulturbranche, mit Internetaktivismus, Radikalfeminismus und sozialen Medien. Die schonungslose Offenheit macht diesen Roman zur aufregenden Lektüre. Hinter der rauen Schale steckt allerdings der Versuch von Verständnis und Versöhnung – Rebecca und Oscar lernen sich zuzuhören. Zoe dagegen, eine Influencerin, die Oscar einen metoo Skandal angehängt hat, landet in der Psychiatrie. Ihre Posts unterbrechen den Schlagabtausch zwischen Rebecca und Oscar.

Es kracht und knallt also in diesem Buch, und Virgine Despentes wirft sich und ihre Figuren voller Lust in private und politische Schlachtfelder. Dennoch lautet die Botschaft zwischen den Zeilen: Habt euch doch endlich lieb, ihr Arschlöcher! (Kiepenheuer & Witsch,  übersetzt von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis)

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

Young Mungo

„In seinem Wesen lag eine Sanftheit, die die Mädchen entspannte; sie wollten ihn zum Haustier machen. Doch genau dieses Zarte war es, das anderen Jungs unangenehm war.“

Vor zwei Jahren schaffte der schottische Schriftsteller Douglas Stuart eine Buchbranchen-Sensation: Sein Debütroman „Shuggie Bain“ wurde mit dem Booker Preis ausgezeichnet und daraufhin in 40 Ländern veröffentlicht – ein literarischer Weltbestseller. Jetzt meldet sich Stuart mit „Young Mungo“ (Hanser Berlin) zurück, und wieder spielt seine Geschichte im schottischen Arbeitermilieu. Diesmal allerdings zehn Jahre später als „Shuggie Bain“, in der 1990ern.

„Weichei, Heulsuse, Schlappschwanz, Schwuchtel“. Mungo bekommt diese Schimpfwörter täglich an den Kopf geknallt. Denn für die Macho-Welt in den Arbeitervierteln Glasgows ist der 15jährige zu leise, zu nachdenklich und zu sanft. Sein Bruder Hamish, ein gefürchteter Bandenführer und Drogendealer, will ihn zum Mann machen und schleift ihn zu den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken.

Mit einer feinen Erzählstimme porträtiert Douglas Stuart Mungo als verlorenes Wesen inmitten von Armut und Gewalt. Mungo sehnt sich nach Liebe, er möchte den grauen Straßen entkommen, endlich das permanente Gefühl von Scham und Unsicherheit hinter sich lassen. Mit James, einem Jungen aus der Nachbarschaft, gelingt ihm das endlich. Zwischen den beiden entsteht eine Wärme, die Mungos Körper flutet, eine Zuneigung, die er nicht kennt und zum ersten Mal eine Ahnung von ein bisschen Glück.

Doch im homophoben Glasgower Alltag ist so eine Beziehung unmöglich, undenkbar, und vor allem lebensgefährlich. Können Mungo und James den Hass und die Gewalt, die ihnen entgegenschlägt, überleben? Douglas Stuart schreibt schonungslos schön über Liebe und Not in einem schäbigen, menschenverachtenden Umfeld. Man könnte den Roman als Sozialstudie lesen oder als ein herausragendes Beispiel für queere Geschichten, doch vielmehr steckt dahinter schlicht: große Literatur (übersetzt von Sophie Zeitz).

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

Unberechenbar, diese Frau

„In dem Moment, in dem die Gesellschaft das Interesse an mir verloren und die Welt mich als unwichtig abgehakt hatte, habe ich mich mehr im Einklang mit mir selbst gefühlt als je zuvor.“ (Dana Spiotta, Unberechenbar, Kjona, übersetzt von Andrea O´Brian)

„Ich wollte ein bisschen egoistisch sein, ein bisschen exzentrisch.“ Das sagt Sam, eine 53jährige Amerikanerin, die ihren Mann und ihre Tochter im gemeinsamen Vorstadthaus sitzenlässt, um endlich selbstbestimmt zu leben. Sam kauft sich ein heruntergekommenes Haus im Problemviertel von Syracuse, schließt sich Widerstandsgruppen für Ü50 Frauen an, demonstriert gegen Donald Trump, hört Hardcore-Fitness-Podcasts und zieht nur noch Jeans und Pullis an.

Dana Spiotta begleitet ihre sympathische Hauptfigur, mit hochwertiger Heiterkeit. Sie lässt Sam von ihrem Ausbruch, ihrem Neuanfang erzählen, voller Sprachwitz und Selbstironie. Aber: Kann man sich überhaupt ändern? Als Frau aus der wohlstandssaturierten Mittelklasse, als Mutter und Ehefrau? Kann man sich einfach so abkoppeln von der Selbstoptimierung, vom Kampf gegens Älterwerden? Diese Fragen und weitere kluge Gedanken treiben den furiosen Plot voran. Und Sam? Die wird immer unberechenbarer.

So entwickelt sich ein lebendiger, ironisierter Roman über eine Befreiung und den Gegenentwurf zum Status Quo. Mit vielen tragikomischen Momenten, berührenden Mutter/Tochter-Szenen und der Erkenntnis, dass es nicht leicht ist sich neu zu erfinden oder im Einklang mit sich selbst zu sein.

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

Surfen auf der Kokswelle

Achtung! Dieser L.A. Roman ist wie eine Welle aus Poolpartys, Joints, Sex, Alkohol und Koks. Die Figuren in Bret Easton Ellis´ „The Shards“, Teenager einer exklusiven Highschool, surfen lässig auf dieser Welle, doch ganz langsam mischt sich etwas Bedrohliches in ihr bekifftes Leben. Sie werden mit der brutalen Realität konfrontiert, mit einer Mordserie, hinter der einer ihrer Mitschüler steckt.

Bret Easton Ellis nimmt die Lesenden mit auf die Welle, in die Welle, mitten rein ins privilegierte, abgedrehte Leben der 17jährigen im Jahr 1981. Ellis ist ein unheimlich talentierter Erzähler, ein Profisurfer, ein Verführer, der so detailliert und sogartig von sich selbst in diesem Jahr berichtet, dass man es mit allen Sinnen spürt. Beim Lesen hört man die Songs, riecht die Joints, sieht die Outfits, ahnt die Gefahr des Serienmörders, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt.

Also: Eine intensive Zeitreise in ein Highschool Abschlussjahr voller zugekokster schnöseliger Teenager. Plus zunehmenden Gewaltexzessen á la Tarantino. Faszinierende Autofiktion mit mehr als hundert namentlich erwähnten New Wave und Punk Songs – 730 Seiten, die nie langweilig werden. Erschienen bei Kiepenheuer und Witsch, übersetzt von: Stephan Kleiner.

Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).