Ich liebe dich. Ich verlasse dich. Erstaunt stellt die Erzählerin von Julia Schochs Roman „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ (dtv) fest, dass für den Anfang und das Ende ihrer Beziehung genauso kurze Sätze stehen. Also, noch einmal: Ich liebe dich. Ich verlasse dich. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass Julia Schoch untersucht, was zwischen diesen beiden Sätzen liegt.
Im Fall dieser Beziehung liegen 31 Jahre zwischen Lieben und Verlassen. 31 gemeinsame Sommer und insgesamt 42 Reisen, listet die Erzählerin auf. Dazu kommen zwei Kinder, sieben mal Notaufnahme, 76 Infektionen, sechs verschiedene Autos und 173.500 Fotos, die Frau und Mann von sich und ihrer Familie gemacht haben. Diese Liste ist allerdings nicht typisch für den Roman, denn meistens reflektiert und analysiert Julia Schoch, wie die Liebe entsteht, wie sie wächst und wie sie verblasst. Es sind also die Zwischentöne, die stillen Entwicklungen, für die sich Schoch interessiert.
Das Paar kommt aus Ostdeutschland, wollte nie spießig und kleinbürgerlich werden, blieb unverheiratet und rutschte doch in Erschöpfung, Langeweile und Misstrauen. Ein vielschichtiger, kluger, hinterfragender Roman. Unterhaltung auf höchstem Niveau – der zweite Teil von Julia Schochs Trilogie „Biografie einer Frau“.
Ich stelle den Roman am 22. April in meiner Literatursendung bei egoFM vor – ihr hört alle Folgen der Show hier im Stream (ohne Musik).