Die chaotische Zukunftsfrau

„Der Wecker klingelt, wieso klingelt der Wecker, wir sind doch gerade erst eingeschlafen, und wieso tut alles so weh, aua, mein Kopf, wie spät ist es, Scheiße.“

Es geht rund im Leben der Erzählerin in Esther Schüttpelz Debütroman „Ohne mich“ (Diogenes): Sie ist Mitte Zwanzig, frisch verheiratet und schon wieder frisch getrennt, sie kippt jede Menge Bier und Wodka runter, kifft und kokst, und nebenbei bringt sie ihr Jura-Studium zu Ende. Irgendwie passt das alles nicht zusammen, aber die junge Frau taumelt weiter durch die Nächte, durch die Betten, sie verdrängt ihre Trauer über die gescheiterte Ehe mit Sex und Drogen, und dann sieht sie endlich ein, dass sie Hilfe braucht. Aber Hilfe ist paradoxerweise das letzte was sie will.

Esther Schüttpelz hat einen schnellen, scharfsinnigen und witzigen Roman geschrieben, über eine Frau aus Münster, die über sich selbst sagt: „Ich bin ein interessantes Hybrid zwischen kapitalistischem Arschloch und durchsetzungsstarker Zukunfstfrau“ Doch wie soll sie aussehen, diese Zukunft? Soll sie am Schreibtisch enden wie die anderen Jurist*innen, nach Berlin ziehen, Yoga praktizieren, sich mit ihrem Ehemann versöhnen, weitersaufen und -vögeln oder zur Ruhe kommen, zu sich kommen, spießig werden?

Ihre turbulente Geschichte erzählt Esther Schüttpelz lakonisch lässig und leicht, und gleichzeitig mit kunstvoller Ironie und einem verdammt großen Sprachtalent. Eine umwerfende Reflexion übers Frausein, über das Jahr nach dem Ende einer großen Liebe.

Ich habe die Autorin in meiner Literatursendung bei egoFM interviewt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).

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