„In der überwiegenden Mehrheit sind die Menschen doch völlig kaputt. Alle.“
In Virgine Despentes´ neuem Roman „Liebes Arschloch“ geht’s zur Sache. Radikal, knallhart und provokativ schreiben sich eine berühmte Schauspielerin und ein erfolgreicher Schriftsteller Mails. Beide haben ihre besten Zeiten hinter sich und sind schon lange drogensüchtig. Heroin, Alkohol, Kokain, Crack – egal was der illegale Markt hergibt, sie ballern sich regelmäßig weg, wie sie es selbst nennen. „Mit Drogen fühle ich mich prächtig und bleibe wunderbar schlank“, schreibt Rebecca, der Filmstar. Oscar, der Autor, versucht dagegen neuerdings vom Stoff wegzukommen und besucht Selbsthilfemeetings.
Virgine Despentes zeigt Rebecca und Oscar als hasserfüllte Promis, die teils zynisch, teils selbstkritisch auf ihre Karriere und ihr Scheitern blicken. Ihre Mails lesen sich wie eine Abrechnung mit der Kulturbranche, mit Internetaktivismus, Radikalfeminismus und sozialen Medien. Die schonungslose Offenheit macht diesen Roman zur aufregenden Lektüre. Hinter der rauen Schale steckt allerdings der Versuch von Verständnis und Versöhnung – Rebecca und Oscar lernen sich zuzuhören. Zoe dagegen, eine Influencerin, die Oscar einen metoo Skandal angehängt hat, landet in der Psychiatrie. Ihre Posts unterbrechen den Schlagabtausch zwischen Rebecca und Oscar.
Es kracht und knallt also in diesem Buch, und Virgine Despentes wirft sich und ihre Figuren voller Lust in private und politische Schlachtfelder. Dennoch lautet die Botschaft zwischen den Zeilen: Habt euch doch endlich lieb, ihr Arschlöcher! (Kiepenheuer & Witsch, übersetzt von Ina Kronenberger und Tatjana Michaelis)
Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).
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