Frohe Weihnachten mit „Das Leuchten der Rentiere“! Das mag zunächst vielleicht nach Festtagsklischees oder einer romantischen Tiergeschichte klingen. Doch dieser Roman von Ann-Helén Laestadius (Hoffmann und Campe, übersetzt von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt) wiederholt keine Stereotypen, sondern versucht vielmehr, ein realistisches Bild von traditionellen Rentierzüchter*innen unter der samischen Minderheit zu zeichnen.
Zum Plot: Ganz oben im Norden Skandinaviens, wo es tagsüber minus 30 Grad hat und wo fast nie die Sonne scheint, lebt Elsa mit ihrer samischen Familie. Die Region, in der sie Rentiere halten, gehört zu Finnland und Schweden, und in beiden Ländern werden die Samen diskriminiert und gemobbt. Schon als Neunjährige muss Elsa mit ansehen, wie eines ihrer Rentiere ermordet wird, wie die Polizei die Ermittlungen verschleppt, wie der Täter, ein Schwede, ungestraft davonkommt.
Zehn Jahre später werden wieder Rentiere von samischen Gruppen getötet, doch diesmal weigert sich Elsa, sich mit der Provokation und dem Schicksal abzufinden. „Ich werde niemals aufgeben!“ schreit sie, geht an die Presse und fordert Aufklärung, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit. Damit zieht sie Hass und Unverständnis auf sich, auch bei den Traditionalisten in eigenen Reihen.
Ein intensiver, schneller Roman, der ganz nah an die samischen Rentierzüchter*innen heranzoomt, an ihre Sprache, Bräuche und Festlichkeiten. Mittendrin Elsa, die mutige junge Frau, die ihre lange unterdrückte Wut und Angst überwindet und sich endlich gegen Rassismus und Benachteiligung wehrt. Ein moderne Geschichte über die traditionelle Rentierzucht.
Ich habe den Roman in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).