Kommen Sie mit, treten Sie ein, ziehen Sie die zwei schweren Vorhänge zur Seite, und schon sind sie im Dunkelzimmer. Zwei Matratzen, zwei Sofas, sonst nichts. Hier im tiefen Schwarz dürfen Sie alles, wirklich alles. Zum Beispiel Sex, egal mit wem oder wie.
Dieser Kellerraum in Isaac Rosas Roman „Im dunklen Zimmer“ (Liebeskind, übersetzt von Luis Ruby) entstammt der Idee einer Gruppe von Freunden. Olga, Sergio, Susana, Victor, Raúl, Maria, Jesus und einige andere haben ein Ladenlokal gemietet, als Arbeitsplatz, Übungsraum, Studierzimmer oder Werkstatt. Das Dunkelzimmer liegt darunter und ist ein Experiment, ein bewusstes Erkunden der Begierde und anderer Bedürfnisse, und auch dieser Roman wagt sich an unbekannte Stellen, er zoomt direkt ins Dunkel, erfasst das Rascheln, Stöhnen, Tasten, und so wie sich der Puls der Freunde im Versteck beschleunigt, geht auch beim lesen der Puls nach oben.
Mit hypnotischer Prosa, atemlos, mit hunderten Kommata, wie schnelle Wellen, die ans Ufer schlagen, erkundet Isaac Rosa den Einfluss des Dunkelzimmers auf die Clique. Im Laufe von 15 Jahren wird der Raum zum Fixpunkt, zum Zufluchtsort vor tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und existenziellen Krisen.
Die Freiheit im Dunkelzimmer führt zu Eifersuchtsdramen, Spannungen und Abstürzen. Erregung und Beklemmung liegen nah beieinander. Ein formal herausragender und herausfordernder Roman über Dunkelheit und Licht, und eine Gemeinschaft von Menschen, die sich selbst all ihren Bedürfnissen stellt, egal wie dunkel sie sind.