„Wir ließen uns in den Schatten am Waldrand fallen. Tanja drückte meine Wange gegen die kräftige Erde, ihre raue Hand an meinem Gesicht, und zum ersten Mal fühlte ich: Unter der starren Oberfläche des Dorfes mit seinen alten Häusern und den unbeweglichen Regeln war Leben, der Boden voll mit Würmern, Käfern, kriechenden Wurzeln und Wasseradern.“
Achtung, hier kommt Tanja! Sie ist wild, kreativ, stolz, widerspenstig und voller verrückter Ideen. Keine guten Eigenschaften, wenn man in einem Dorf lebt, wo alles so läuft wie immer und alte Regeln gelten. Doch Tanja ist das egal, sie bringt die Traditionen kräftig durcheinander und hat ein sonniges Gemüt wie ihre Lieblingsblume, die Margerite.
Kerstin Brune erzählt in „Die Jahre des Maulwurfs“ (Penguin) von der modernen Pipi Langstrumpf leicht und locker, mit Sprachwitz und manchmal auch Poesie. Sie fängt Tragik und Komik des Aufwachsens in der Provinz gekonnt ein. Ihre Ich-Erzählerin ist die beste Freundin der rebellischen Tanja, die 30 Jahre später auf die Zeit zurückblickt, in der 2 Mädchen die Erwachsenenwelt in Frage stellen und ihre eigene Welt entwickeln. Sie staunen über die Dorfbewohner und ihre Bräuche, die Hähnchenausstellung, den Landfrauenbasar oder das Alttraktorenfest. Sie lesen gebannt die Entstehungsgeschichte des Dorfes, eine Legende, die mit dem Urbauern und dem Uresel beginnt, und in der auch der Urwirt auftaucht.
Was mir besonders gefallen hat: Dieser Roman ist heiter, aber nicht komödiantisch, schräg, aber nicht abgedreht, merkwürdig und doch ganz normal – denn die Kindheit auf dem Land ist doch immer und überall etwas komisch, wenn man genau hinschaut. Also: Eine bunte Geschichte, die zeigt, wie sehr wir fantasievolle Kinder und ihren magischen Blick brauchen – sonst wäre es einfach nur langweilig in der Provinz und überhaupt.
Ich habe den Roman im Podcast LONG STORY SHORT und in meiner Literatursendung bei egoFM vorgestellt – ihr hört die Show hier im Stream (ohne Musik).
Danke, jetzt bin ich neugierig geworden.
Freut mich, Danke!
Schon als Kind war ich ein Riesen-Fan, mich spricht das sehr An;)
Manuele
Prima, vielen Dank fürs Feedback!