Kiew, Kurkow und der Krieg

Kiew… Ich erinnere mich gerne an meinen einzigen Besuch, an das Interview mit einem ukrainischen Schriftsteller, den ich sehr schätze: Andrej Kurkow (Photo © Pako Mera/Opale). Vor mehr als zehn Jahren spazierte mit ihm durch „eine der schönsten Städte der Welt“, wie er meinte. Und tatsächlich: Ich war fasziniert vom Höhlenkloster, das im Mittelalter als Weltwunder galt, von Ober- und Fürstenstadt, vom alten Arbeiter- und Händlerviertel Podol, von der Sophienkathedrale und dem Michailkloster.

Klar, ich sah auch heruntergekommene Plattenbauten und hässliche Monumentaldenkmäler, krasse Armut und die Verdrängung der Normalverdiener aus der noblen Innenstadt, schon damals. Andrej Kurkow hat diese Gegensätze in seinen Romanen immer wieder beschrieben, er hat seine Heimat scharf kritisiert und zutiefst geliebt, und er hat mir die Augen und das Herz geöffnet für eine besondere Stadt mit besonderen Menschen, mit herausragender Architektur und europäischer Kultur.

Nun denke ich immer wieder an die Stunden, die ich durch Kiew flanierte, an die Ukrainer und Russen, die jetzt in Kellern und U-Bahnhöfen ausharren, an diejenigen, die flüchten und verzweifeln. Gestern stand ich mit 5.000 anderen Münchnern am Stachus, darunter viele Ukrainer und Russen, und demonstrierte gegen diesen Krieg. Gegen Putin. Gegen deutsche Politiker und Konzerne, denen Geld wichtiger ist als Moral. Für Frieden.

Wir brauchen Empathie und Solidarität, nicht noch mehr Opportunismus und Zynismus, noch billigere Energie und noch günstigere Konsumartikel aus Ländern, in denen den Bürgern die grundlegenden Menschenrechte abgesprochen werden, in denen es keine freie Presse gibt, in denen wir niemals leben wollen würden. Lasst uns konsequent sein und die Werte einfordern und leben, die in unserer Verfassung stehen. Dann können wir wirklich etwas verändern.

2 Gedanken zu “Kiew, Kurkow und der Krieg

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