„Ich bin der festen Überzeugung, dass Hoppers Bilder über die sichtbare Wirklichkeit hinausreichen und den Betrachter in einen virtuellen Raum stellen, wo allein das Gefühl Geltung besitzt und einen beherrschenden Einfluss ausübt.“
Vor 15 Jahren erschien im Schirmer/Mosel Verlag ein Buch, in dem der US-Dichter Mark Strand 30 Gemälde Edward Hoppers interpretierte. Ein schmaler Band mit kurzen, klaren Texten. Ein zeitloses Beispiel, wie Moderne Kunst und Literatur ineinander fließen können, und: wie man kompetent und literarisch Bilder kommentiert, ohne in abgehobenen Kuratorenjargon zu verfallen.
Mark Strand, der 2014 verstarb, beschäftigt sich darin mit den verborgenen Bildstrategien Hoppers, er untersucht die Geometrie einzelner Werke, die Anordnung von Gegenständen, die Stärke des Lichts und das narrative Potential der Gemälde.
In „House by the Railroad“ entdeckt Strand „eine Aura schroffer Ablehnung“, in „Western Motel“ berührt ihn „eine erstaunliche Ruhe“ und „Room in New York“ erinnert den Lyriker an Vermeer. Strands Texte stehen meist auf der gegenüberliegenden Seite von Hoppers Bildern, sodass ein direkter Vergleich leicht fällt. Ein kluges, kleines Buch, das anregt und erklärt, auch 15 Jahre nach seinem Erscheinen.
Dass Edward Hopper noch immer Schriftsteller inspiriert, zeigt „Nighthawks“, 2016 bei Droemer erschienen.17 Bilder, zu denen Starautoren spannende Kurzgeschichten erdacht haben. Mit Stephen King, Michael Connelly, Jeffery Deaver, Joyce Carol Oates und vielen anderen. Ebenfalls sehr zu empfehlen, auch für Leser*innen, die noch nicht Hopper-Fans sind.