Er ist schüchtern, dick und höflich. Und verliebt. Und man schließt ihn sofort ins Herz. Denn der namenlose junge Mann aus Wolf Haas´ neuem Roman „Junger Mann“ (Hoffmann undCampe) stolpert und futtert sich so herrlich und ehrlich durch die Geschichte, dass es eine reine Freude ist.
Haas lässt seinen Antihelden selbst erzählen. Zu Beginn des Buches ist er erst vier Jahre alt, gibt aber schon Weisheiten übers Skifahren und Schanzenbauen von sich: „Den Kopf senkte ich so tief, dass ich zwischen meinen Knien nach hinten schauen konnte. Rückwärts durch die Knie betrachtet war die Welt immer am interessantesten.“
Mit zwölf jobbt der Junge an einer Tankstelle und verliebt sich „augenblicklich um den Verstand.“ Ausgerechnet in Elsa, die Frau des coolen Lastwagenfahrers Tscho. Elsa macht ihm Komplimente, und der junge Mann nimmt sich vor, ganz schnell ganz viel abzunehmen. Um von seinen 93 Kilo runterzukommen. Also zählt er Kalorien, schleckt nur kurz am Eis, nagt an Leinsamenbrot und verzichtet auf die halbe Pizza. Schließlich erlebt der junge Mann noch ein Abenteuer: er darf mit Tscho nach Griechenland fahren. Ein Road Trip, der stellenweise an „Tschick“ erinnert; wobei Wolfgang Herrndorfs Klassiker unerreicht bleibt.
Wolf Haas blickt voller Empathie auf seine Hauptfigur – was ihn jedoch nicht daran hindert, mit unvergleichlich trockenem Wortwitz von ihr zu erzählen. Ein Roman wie ein schelmisches, breites Grinsen. Ach ja, und um Brunzpausen, Betonwatschn und das Lässigschauen geht´s natürlich auch. Ist ja schließlich ein Roman über einen Jungen.
Moin Günter!
Eine wunderbare Rezension, die absolut auch meinen Eindruck vom Roman wiedergibt,…
…und schön, eine weitere Rezension zu lesen. Ich habe den Eindruck, dass dieser Roman bisher wenig Aufmerksamkeit von Seiten der Buch-Blogger erhalten hat. Sehr schade!
Viele Grüße
Andreas
P.S. Vielleicht interessiert Dich auch meine Rezension:
https://andreaskueckleselust.wordpress.com/2018/09/15/das-geschriebene-wort-22/
Gerne! Und Du hast mit Deiner Rezension natürlich auch voll recht 😉
lieber guenther, eine schöne buchbesprechung hast du da geschrieben, liest sich sehr freudig und macht neugierig auf die geschichte. kürzlich sah ich wolf haas erstmals in einem interview, da sprach er auch über dieses buch und meinte, diese figur da, das sei er in jungen jahren. liebe grüße!
Vielen Dank für Dein Feedback – ja, Haas ist tatsächlich sehr „freudig“! 😉
gut zu wissen. danke ebenfalls. schönen abend dir.
Tolle Renzension, schönes Cover. Ist gekauft.
[…] Weitere Besprechungen des Romans gibt es bei Lesen…in vollen Zügen und auf dem literaturblog günter keil. […]