Ein tristes, heruntergekommenes Land. Voller Dreck, Armut, Hass und Korruption. Syrien, wie es der französische Zeichner Riad Sattouf 1984 und 1985 als Kind erlebt hat. Und Syrien, wie er es im zweiten Teil seiner herausragenden Autobiografie „Der Araber von morgen. Eine Kindheit im Nahen Osten“ (Knaus) zeigt.
Die Graphic Novel erzählt davon, was der kleine Riad mit seinen Eltern und seinem Bruder in Homs erlebt. Wie er eingeschult und von der sadistischen Lehrerin gequält wird. Wie sein Vater von einem erblühenden Syrien und seiner eigenen Luxusvilla träumt. Wie die Menschen versuchen zu überleben, und sich dabei gegenseitig belügen und betrügen. Das klingt negativ und einseitig, doch die staunende, kindliche Perspektive des kleinen blonden Jungen taucht die Erlebnisse in ein objektives Licht. Riad Sattoufs bunte, poppige Zeichnungen mögen auf den ersten Blick geradezu heiter wirken. Auf den zweiten jedoch nicht. Überhaupt nicht. Denn wie schon im ersten Teil wird deutlich, wie groß die Kluft im Syrien der 1980er ist: zwischen politischer Propaganda und Realität, zwischen Arm und Reich, zwischen Fortschrittsgerede und Rückständigkeit. „Der Araber von morgen“ beschönigt nichts. Eine Graphic Novel, nach deren Lektüre man mehr über die syrische Alltagskultur zu wissen glaubt – und versteht, warum so viele Menschen flüchten.